10 Vorurteile gegen Transgender

Veröffentlicht am 17. April 2024 um 15:23
Vorurteile gegenüber Transpersonen

Es existieren vielfältige Vorstellungen darüber, was Transfrauen auszeichnet, wie sie sich Verhalten und was für sie typisch ist. Doch was ist an solchen Vorstellungen wirklich dran? Welche treffen zu und welche sind lediglich Vorurteile? Diesen Fragen möchte ich in meinem Blog auf den Grund gehen und mit Klischees aufräumen. Denn oft basieren diese Annahmen nicht auf der realen Vielfalt von transsexuellen Erfahrungen, sondern auf Stereotypen und Unwissenheit. Durch offene Aufklärung und das teilen meiner persönlichen Erfahrungen möchte ich dazu beitragen, dass die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten besser verstanden wird und Vorurteile abgebaut werden können.

Wie entstehen Vorurteile gegen trans* Menschen?

Vorurteile Transsexuelle

Vorurteile gegen Transmenschen entstehen oft aufgrund von Unwissenheit, mangelnder Aufklärung und fehlendem Verständnis für die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten. Die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen bezüglich Geschlecht spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Vorurteilen. Darüber hinaus können auch kulturelle und religiöse Überzeugungen, sowie medienvermittelte Stereotypen dazu beitragen, dass Vorurteile gegen Transmenschen entstehen. Es ist wichtig, diese Vorurteile durch Bildung, Aufklärungsarbeit und den persönlichen Austausch zu bekämpfen, um ein Klima der Akzeptanz und des Respekts zu fördern.

1. Transfrauen sind verkleidete Männer

Dies ist mit Abstand das größte Vorurteil gegenüber Transfrauen. Viele setzten sie mit Drag Queens gleich und denken das es ihnen nur ums verkleiden geht, oder das sie ihrem Fetisch ausleben. Und wenn sie dann einmal einer "echten" Transfrau über den Weg laufen sind die Leute oft total entsetzt wie "normal" sie aussehen und rüber kommen. Transidente Frauen haben nichts mit DragQueens oder Crossdressern gleich. Transfrauen verkleiden sich nicht. Sie tragen einfach nur die Kleidung in der sie sich wohl fühlen. Sie fühlen sich als Frauen und wollen auch so von der Außenwelt als solche wahrgenommen werden. DragQueens dagegen sind Männer die auch ihre ihnen bei der Geburt zugewiesene Geschlechtsidentität anerkennen. 

Unterschied Crossdresser und Transfrauen

Sie mögen es einfach nur von Zeit zu Zeit, in die andere Geschlechterrolle zu schlüpfen. Transitente Menschen dagegen wollen dauerhaft in ihrem gefühlten Geschlecht leben. Daher ist das tragen "gegengeschlechtlicher Kleidung" bei Ihnen auch keine Verkleidung! Um es vereinfacht zu erklären: "Transfrauen sind Frauen & Transmänner sind Männer". Und selbstverständlich möchte jede Frau wie eine Frau und jeder Mann, natürlich wie ein waschechter Kerl aussehen.

2. Transfrauen sind Männer die sich Vorteile erschleichen wollen

Wenn man dieses Thema oberflächlich betrachtet, könnte man tatsächlich zu dem Schluss kommen das manche Männer das Selbstbestimmungsgesetz ausnutzen könnten, um Vorteile zu erschleichen. Zum Beispiel im Leistungssport, könnte eine Transfrau hier ihren körperlichen Vorteil nutzen. Dieser Vorteil wäre jedoch nach einem Jahr Hormontherapie verschwunden, da es hier zu einem akuten Muskelabbau kommt. Die Muskelmasse hat sich dann vollständig den der einer Cis-Frau angeglichen.

Und ich mir kaum Vorstellen das eine Person, nur wegen eines beruflichen oder gesellschaftlichen Vorteils, seinen Personenstand ändern würde. Ich selbst weiß wie schwer es ist ein Geschlecht spielen zu müssen welches ich innerlich niemals war. Ich glaube niemand möchte freiwillig im falschen Geschlecht leben, selbst wenn es nur so im Perso steht. Und vor allem wie erklärt man dies seiner Familie, Freunden, den Chef seinen Kindern oder den Arbeitskollegen, das man nun plötzlich eine Frau ist, obwohl da tatsächlich gar nix dran ist? Dafür müsste man sein gesamtes Umfeld belügen und täuschen. und wäre das jemanden wirklich wert?

Diskriminierung Transgender

Und wer möchte freiwillig den Spott und die Diskriminierung auf sich nehmen? Wer möchte täglich mit den falschen Pronomen angesprochen werden? Oder welcher Triebtäter würde den Geschlechtseintrag, mit einer aktuell 3-Monatigen Wartezeit, auf sich nehmen um sich Zugang zu Frauenschutzräumen zu verschaffen? Bisher habe ich vor den Umkleidekabinen und Toiletten noch keine Wachmänner oder Polizisten gesehen, die den Personalausweis prüfen und entscheiden wer rein darf. Ich selbst lebe nun mittlerweile seit 2 Jahren als Frau und konnte bisher definitiv noch keine Vorteile feststellen. Wenn dann gibt es eher viele Nachteile und nur einen einzigen Vorteil: "Ich bin glücklich und ich selbst".

3. Transsexualität ist ein Fetisch

Die klare Antwort hierzu lautet "Nein" bei der Transsexualität geht es nicht im entferntesten um die Sexualität. Es bezieht sich rein auf die Geschlechtsidentität. Jedoch werden Transfrauen häufig mit Crossdressern verwechselt. Dies sind verkleidete Männer, die sich meist aus sexueller Erregung heraus weiblich verkleiden. Jedoch fühlen sie sich dennoch als Männer.

4. Transgender können sich nicht fortpflanzen

Diesen Irrglauben höre ich in letzter Zeit häufig. Nicht jede Transfrau oder Transmann unterzieht sich einer Hormontherapie oder einer geschlechtsangleichenden Operation und ist somit auch weiterhin zeugungs- bzw. Gebärfähig. Aber selbst operierte Transmenschen können sich fortpflanzen, indem sie zuvor Samen oder Eizellen einfrieren lassen haben.

Fortpflanzung Transfrauen

5. Transsexuelle stehen nur auf das andere Geschlecht

Diesen Mythos vertritt vor allem noch die ältere Generation. Viele sind der Meinung, wenn eine Frau zum Mann wird, müsste sich dieser ja dann eine Frau zur Partnerin nehmen. Bei Transfrauen ist dies umgekehrt. Doch auch sie müssen nicht oder nicht nur auf Männer stehen. Die Transidentität hat nichts mit der Sexualität zu tun. Jeder trans* Mensch kann auch Schwul, lesbisch, Bi, Asexuell oder Pan sein.

6. Transsexualität ist eine psychische Störung

Ist transsexualität eine psychische Störung

Transsexualität wird nicht länger als psychische Störung angesehen. Früher wurde Transsexualität in der psychiatrischen Diagnostik unter dem Begriff "Geschlechtsidentitätsstörung" geführt. Allerdings hat sich dies geändert, und die aktuelle Ausgabe des Diagnosehandbuchs DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) verwendet den Begriff "Geschlechtsdysphorie" anstelle von "Geschlechtsidentitätsstörung". Dieser Wandel reflektiert eine fortschrittlichere und respektvollere Sichtweise auf die Geschlechtsidentität von transsexuellen Menschen.

Es ist wichtig zu betonen, dass Transgender-Personen keine psychische Störung haben, sondern dass sie Unterstützung bei der Bewältigung von Geschlechtsdysphorie benötigen - das Unbehagen oder Leiden aufgrund einer Diskrepanz zwischen ihrem zugewiesenen Geschlecht bei der Geburt und ihrer tatsächlichen Geschlechtsidentität. 

7. Transsexualität ist eine Modeerscheinung

So wie es auch schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte schwule, lesbische oder bisexuelle Menschen gibt, so gab es auch schon immer Transsexuelle Personen. Leider war ein Outing für viele lange Zeit keine Option, da dies  für die Betroffenen, unmenschliche Benachteiligungen mit sich brachte. In Deutschland mussten sich in der Zeit zwischen 1981 und 2011 trans* Personen zwangssterilisieren lassen, wenn sie eine Transition anstrebten. Wenn diese in einer zuvor gegengeschlechtlichen Ehe begann, so musste diese aufgelöst werden, da damals ja nur Frau und Mann verheiratet sein durften. Aufklärung war auch lange Zeit ein großes Problem wodurch Transmenschen sehr viel Diskriminierung, Hass. Gewalt und Ausgrenzung ausgesetzt waren. Viele wollten sich dieses Leben nicht freiwillig aussuchen und litten heimlich ungeoutet.

Heute hat sich diese Situation durch Aufklärung und verbesserte Rechtsgrundlagen, für transidente Menschen verbessert. Daher hat man den Eindruck das hier gerade ein neuer Trend aufkommt und gefühlt jeder Dritte sein Geschlecht wechseln möchte. Dennoch gibt es heute nicht mehr Transmenschen wie früher. Viele trauen sich leider erst jetzt sich zu outen, da man auch erst jetzt als Transfrau oder Transmann, ein halbwegs normales Leben führen kann. Damals war dies leider noch nicht möglich.

Ein weitere Punkt warum man den Eindruck hat, das es plötzlich so viele Transmenschen gibt, sind Social Media Plattformen, wie Facebook, Twitter, X, TikTok oder YouTube & Co, wo sich transidente Menschen zeigen, um Aufklärung zu betreiben. Früher gab es diese Medien nicht. Und generell wurde auch im öffentlichen TV, sowie in den Zeitungen nicht viel über Transgender berichtet. Sichtbar sind Menschen wie ich, tatsächlich erst durch Social Media geworden.

Sichtbarkeit von Transpersonen

8. Alle Transsexuellen wollen eine geschlechtsangleichende Operation

Transgender sind genauso individuell wie auch alle anderen Menschen. Daher ist auch der Transweg, völlig verschieden und individuell. Manche möchten ihren Körper gar nicht anpassen, andere nur teilweise und andere komplett. und dies ist auch völlig in Ordnung! Jede Person sollte selbst darüber entscheiden können, was mit dem eigenen Körper passieren soll und was nötig ist, um sich in ihm wohl zu fühlen. Es gibt auch viele Gründe die gegen eine Geschlechtsangleichung sprechen. Zum Beispiel die Sterilität, gesundheitliche Probleme, die generelle Angst vor Op´s und andere können zum Beispiel auch mit ihrem Glied leben, obwohl sie sich als Frau fühlen. Warum sollten diese Transfrauen also eine Operation anstreben, wenn sie gar nicht notwendig ist um Körper- und Geschlechtsempfinden im Einklang zu bringen?

9. Transfrauen sind immer geschminkt und kleiden sich feminin

Schminken sich transfrauen

Ich persönlich kenne einige Transfrauen persönlich, die ich immer nur in T-Shirt, Jeans und ungeschminkt sehe. Hier ist wieder zu berücksichtigen das Transfrauen auch Frauen sind. Vom Verhalten und von der Psyche her, gibt es bei Transfrauen keine Unterschiede zu Cis-Frauen. Und so wie nicht jede Cis-Frau das Schminken und besonders feminine Kleidung mag, so verhält es sich auch bei den T.-Frauen. Alles kann, nichts muss. 

10. Transgender stehen nicht zu sich selbst

Viele Menschen sind der Meinung das Transgender nicht zu dem stehen was sie sind. Gemeint ist hiermit das Geschlecht, welches Ihnen bei Ihrer Geburt zugewiesen wurde. Doch ist dies tatsächlich die einzige Wahrheit über einem Menschen, im Bezug zu seinem Geschlecht? Zählt nicht das eigene Empfinden, das Verhalten, die Gefühlswelt oder den persönlichen Bezug, zu dem Körper indem man lebt, nicht ebenfalls eine entschiedene Rolle?

Meiner Meinung nach sind Transgender Menschen, die zu 100% zu sich selbst stehen. Sie haben erkannt, das sie sich mit ihrem Körper nicht identifizieren können und in einer für sie, gesellschaftlich falschen Rolle leben. Und dazu stehen sie. Sie hören mit Ihrem Coming Out auf sich zu verstellen. Und je mehr die Transition fortschreitet desto mehr zeigen sie ihr wahres Ich.

Vorurteile Transgender

Trans* Personen zeigen sich genau so wie sie sind. Trotz der Gefahr vor Inakzeptanz, Diskriminierung und Ausgrenzung. Und das zeigt doch wie sehr sie zu sich selbst stehen.

Und auch mit den ganzen medizinischen und rechtlichen Schritten, die sie für ihre Transition auf sich nehmen, stehen sie zu ihrem wahren Ich. Eine Transition ist ein langer und nicht einfacher Leidensweg, den niemand auf sich nehmen würde, wenn man nicht voll und ganz zu sich selbst stehen würde. Zu seiner wahren Persönlichkeit. Jede Transfrau steht zu Ihrer Femininität und möchte sich in der Regel, Ihrer Persönlichkeit entsprechend, körperlich angleichen. Und bei Transmännern ist es genau das gleiche.

Übersicht der 10 Vorurteile gegen Transgender

  1. Transfrauen sind verkleidete Männer
  2. Transfrauen sind Männer die sich Vorteile erschleichen wollen
  3. Transsexualität ist ein Fetisch
  4. Transgender können sich nicht fortpflanzen
  5. Transsexuelle stehen nur auf das andere Geschlecht
  6. Transsexualität ist eine psychische Störung
  7. Transsexualität ist eine Modeerscheinung
  8. Alle Transsexuellen wollen eine geschlechtsangleichende Operation
  9. Transfrauen sind immer geschminkt und kleiden sich feminin
  10. Transgender stehen nicht zu sich selbst

Hattest du vielleicht mal Vorurteile gegenüber Transgender oder bist du als Transperson selbst  schon mal vorverurteilt worden? Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren.

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