
Anzeichen auf Transsexualität gibt es viele. Doch hierzu ist zu sagen, das jeder Mensch individuell ist und die folgenden Punkte daher nicht oder nicht vollständig, auf jeden transidenten Menschen zutreffen mögen. Wenn man sich selbst nicht sicher ist, welches Geschlecht man sich zugehörig fühlt, sollte immer einen Therapeuten zu Rate ziehen.
Dennoch stelle ich hier 10 häufige Faktoren vor, die auf viele Transmenschen zutreffen und ein Indikator für eine vorliegende Transsexualität sein können. Zu diesem Thema beziehe ich mich nicht aus externen Quellen, sondern auf eigenes Wissen und Erfahrungen, als Transfrau.
Du beschäftigst dich häufig mit dem Thema
Du bist häufig auf Google oder den sozialen Medien auf der Suche nach Informationen zu Transgender? Hinterfrage dich woher dieses Interesse kommt!? Beschäftigt es dich nur allgemein oder ist da vielleicht der innere Wunsch, genauso zu sein? Ich persönlich war damals ständig auf der Suche nach Hintergrundinformationen und versank regerecht in diesen Beiträgen. Oft bewunderte ich auch die femininen Körper der Transfrauen und war teils sehr neidisch darauf.
Du verspürst eine Abneigung gegen deinen Körper
Auch hier musst du dich Fragen was der Grund dafür ist? Viele Menschen verspüren eine Abneigung gegen ihren Körpers. Dies muss jedoch nicht auf eine Transsexualität hindeuten. Manche Menschen finden sich auch zu dick, dünn, hässlich, zu groß zu klein, oder was auch immer. Hier gilt es zu unterscheiden! Ich zum Beispiel habe immer eine starke Ablehnung meiner Genitalien, meiner Körperbehaarung, meines breiten Rückens, meiner flachen Brust und meiner tiefen Stimme verspürt. Also im Prinzip auf alles was nicht weiblich ist.
Du hasst Shopping

Sicherlich klingt dieser Indikator zunächst ungewöhnlich für Dich. Bei mir war es jedoch tatsächlich so, das Shoppen für mich damals das aller letzte war. Männerklamotten gefielen mir nie. Jedoch sah ich immer hübsche Frauenkleider, wonach ich mich innerlich sehnte. Jedoch traute ich mich noch nicht einmal sie genauer zu betrachten, da ich damals einfach nicht auffallen wollte. Daher mied ich damals so gut es ging prinzipiell Modehäuser. Heute dagegen ist schoppen für mich das größte und beinahe schönste was es auf dieser Welt gibt.
Du ziehst dich zurück
Hast du das Gefühl das die Menschen nicht verstehen? Oder wirst du vielleicht von der Gesellschaft abgelehnt, weil du "anders" bist? Ich habe mich damals stark zurück gezogen und eine dicke felsenfeste Mauer um mich herum erreichtet. Mit dem "gleichen" Geschlecht konnte ich mich damals nie identifizieren. Schon gar nicht mit dem sozialverhalten der damals männlichen Kollegen: Bier trinken, rum schreien und Fußball gucken. Sowas brauchte ich nicht und zog mich daher zurück. Ein Kumpelkreis war deswegen für mich unmöglich aufzubauen. Ich war einfach nicht wie sie. Dieser Punkt mag sicherlich nicht auf alle zutreffen. Aber wie Eingehens erwähnt, treffen auch nur selten alle Punkte auf einen zu.
Du leidest unter Depressionen
Depressionen sind leider eine häufige Begleiterscheinung der Transsexualität. Aber wem wundert es auch, wenn man sich vor der Gesellschaft ein Leben lang verstellt und man nie selbst sein kann? Leider ist die Transidentität oft ein langer Leidensweg. Und mit den Jahren werden die Depressionen oft stärker, solange man es noch nicht geschafft hat sich als Transperson zu outen. Im Bezug auf den Depressionen hatte mir mein Outing damals sehr geholfen. Auch wenn sie noch nicht ganz verschwunden sind, ist hier schon eine enorme Verbesserung eingetreten.
Du siehst oft dem "anderen" Geschlecht hinterher
Welcher Mann guckt nicht gerne schöne Frauen hinterher? Verständlich oder? Im Bezug zur Transidentität gibt es hier jedoch noch einen kleinen Unterschied namens "Neid". Hier gilt es abzuwägen ob man die Person des "anderen" Geschlechts einfach nur sexuell attraktiv findet, wenn man ihr nachschaut, oder ob es eher der Neid ist, nicht selbst so aussehen zu können. Was habe ich damals den Frauen hinterher geschaut. Eine schöner wie die andere. Und ich sah einfach nur aus wie ein fetter, hässlicher Kerl. Ich fand das absolut ungerecht. Warum konnte ich nicht einfach so sein wie sie?

Du trägst gerne die Kleidung des "anderen" Geschlechts
Viele Transgender probieren sich in ihrem Lebensverlauf auch mal damit aus die typische Kleidung des anderen Geschlechts zu tragen. Hierbei muss man sich selbst beobachten und in sich hinein fühlen. Was löst es in einem aus wenn man sie trägt? Ist es ein Gefühl der sexuellen Erregung oder fühlt man sich generell einfach nur darin wohl und findet sie hübsch? Wenn es einen ausschließlich nur um die sexuelle Erregung geht, könnte es sein das man ehr Crossdresser ist. Also ein Fetisch. Transsexuelle geht es nicht darum. Es fühlt sich für sie einfach nur angenehm und richtig an.
Du bist nicht Du selbst
Du führst einen täglichen Kampf mit dir selbst? Du schaffst es nicht aus dir heraus zu kommen, weil du Angst davor hast deine wahre Persönlichkeit zu zeigen? Dann könnte dies ein Hinweis für Transsexualität sein. Die meisten Transgender verstellen sich vor ihrem Coming out und "spielen" die Ihnen zugewiesene Geschlechterrolle, um nicht aufzufallen und um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden.
Dir missfällt deine soziale Rolle

Wie fühlst du dich dabei wenn du mit deinen Pronomen oder mit Herr/Frau angesprochen fühlst? Ich habe mich mit "Herr" immer sehr schlecht gefühlt und mich gefreut wenn meine Chefin mich damals "spaßeshalber" mit "Frau Schepler" anredete. Ich war damals im Büro tätig. Aber bereits vor meinem Coming Out, war ich eher die typische "Sekretärin" von der sozialen Seite gesehen. Ich kochte morgens für alle Kaffee, erkundigte mich bei den Mitarbeitern nach deren Befinden und war für sie immer eine liebevolle Vertrauensperson. Sehr unwohl hatte ich mich jedoch in Beziehungen gefühlt, da ich immer den typischen "Mann" und später den Familienvater spielen musste. Das war ich einfach nicht. Ich hatte auch nie Kumpels mit denen ich mich traf. Männer waren immer so komplett anders wie ich. Lieber schnackte ich mit den Frauen da ich sie prinzipiell besser verstand.
Nun aber zurück zum Thema... Kannst du dich mit deiner sozialen Rolle identifizieren? Meine Aufgabe als "Mann" war es damals immer genügend Geld für die Familie heran zu schaffen. Lieber hätte ich mich jedoch um die Kids, den Haushalt und um das Essen gekümmert und wäre dann ggf. noch in Teilzeit arbeiten gegangen wenn ich es damals gekonnt hätte.
Mangelnde Körperhygiene
Ja du liest tatsächlich richtig! Auch die vernachlässigte Hygiene kann ein Anzeichen darauf sein das du Trans* bist. Die Erklärung dazu ist ganz simpel: "Das was man hasst, pflegt man nicht." So ging es mir tatsächlich auch. Ich habe meinen Körper vor der Hormontherapie gehasst. Wozu sollte ich mich dann um ihn kümmern? Ich hatte überhaupt kein Gefühl für meinen Körper. Ich schändigte ihn sogar zeitweise mit übermäßig viel körperlich schwerer Arbeit. Körperliche Wahnsignale ignorierte ich dabei. Ich ging bei Beschwerden auch nie zum Arzt. Denn mein Körper war mir egal. Ich hatte ehrlich gesagt auch nie vor lange zu Leben. Doch die Rechnung dafür trage ich jetzt. Ein kaputter Rücken und 5 gezogene Zähne, aufgrund mangelnder Zahnpflege. Zum Glück mag ich heute mittlerweile zumindest in Teilen meinen Körper. Die Hygiene und körperliche Gesundheit hat bei mir mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert eingenommen.
Tipp: Probiere dich aus!
Nun kommen wir zum letzten und den wohl wichtigsten Punkt auf dem Weg zur Selbstfindung. Traue dich! Teste Dinge einfach mal aus. Sicherlich findest auch du irgendwann einen ungestörten Moment, wo du mal in die Rolle des "anderen" Geschlechts schlüpfen kannst. Höre auf dein Gefühl. Was sagt es dir? Wie empfindest du dabei? Stelle dich auch ruhig "verkleidet" vor dem Spiegel und betrachte dich. Wem siehst du im Spiegel? Siehst du dich selbst, als die Person, die du schon immer sein wolltest oder ist es für Dich nur eine Verkleidung? Bei mir brach der Damm tatsächlich genau bei diesem Spiegelerlebnis. Ich war geschminkt und trug eine Perücke. Dies war das erste mal das ich mich selbst, als die Anna im Spiegel sah und mich mit meinem Spiegelbild identifizieren konnte.
Fazit
Dies ist sind nur wenige Faktoren die auf eine Transsexualität hinweisen, wenn einer oder mehrere Punkte auf dich zutreffen. Wichtig ist es tief in sich hinein zu hören, um heraus zu finden welches Geschlecht man innerlich angehört. Auch möchte ich erwähnen das es nicht unbedingt einfach ist festzustellen, ob es sich nur um eine Phase oder um einen Fetisch handelt. Helfen kann dir dabei ein erfahrener Therapeut*in welcher sich auf dieses Thema spezialisiert hat. Bei der Therapeutensuche unterstützt Dich gerne der medizinische Dienst. Außerdem erhältst du wertvolle Tipps und Ratschläge aus sozialen Netzwerken. Mir konnte schon mehrfach die Facebook-Gruppe: Transgender-Germany, bei verschiedenen Themen und Anliegen weiterhelfen.

Zusammenfassung - Anzeichen auf Transsexualität
- Du beschäftigst dich oft mit diesem Thema
- Du hast eine Abneigung gegen deinen Körper oder Teile davon
- Du hasst es zu shoppen, da dir die Kleidung eh nicht gefällt
- Du ziehst dich zurück, weil dich deine Mitmenschen nicht verstehen
- Du leidest unter Depressionen
- Du bist neidisch auf das andere Geschlecht, weil du auch gerne so aussehen würdest
- Du trägst heimlich die Kleidung des anderen Geschlechts
- Du verstellst dich um nicht aufzufallen
- Du kannst dich nicht mit deiner sozialen Rolle identifizieren
- Mangelnde Körperhygiene
- Tipp: Probiere dich aus!
Ich hoffe ich konnte Dir mit den Hinweisen ein wenig zur Selbstfindung weiterhelfen. Vielleicht hast du noch weitere Ansätze wie man sich auf Transsexualität testen kann? Teile dies gerne in den Kommentaren.
Eure Anna
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