
Ich weiß noch das ich es kaum abwarten konnte endlich so auf die Straße zu gehen wie ich mich am wohlsten fühle. Geschminkt und in femininer Kleidung. Nachdem ich mich bei meiner Frau geoutet hatte, vereinbarten wir ein paar Tage später raus zu gehen. Wir beide als Frauen. Ich glaube sie war mindestens so aufgeregt wie ich. Die Angst vor Anfeindungen und Gelächter war groß. Um nicht ganz so viel Spott zu ernten, beschlossen wir erst in der Abenddämmerung vor der Tür zu gehen. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch sehr kurze Haare hatte, ging ich diesen Abend mit Perücke raus. Aber auch in der Hoffnung das mich dadurch niemand bekanntes, erkennen würde.
So gingen wir dann ganz gemächlich, Hand in Hand durch die Stadt. Eine ganze Weile passierte nichts aufregendes. Zumindest nichts von äußeren Einflüssen. Innerlich war ich jedoch wie elektrisiert. Es ist ein Gefühl welches sich nur sehr schwer beschreiben lässt. Ich denke das sich genauso jemand fühlt, der Lebenslänglich in Haft saß und das erste mal die Luft der Freiheit spürte und sie zwischen den Lippen schmecken konnte. Ich war FREI! Zum ersten mal in meinem ganzen Leben. Es war einfach unglaublich! Ich schöpfte aus diesem Spaziergang so unheimlich viel Kraft und Lebensenergie wie noch nie. Und dieses Gefühl hielt noch für mehrere Wochen lang an. Ich fühlte mich wie neu geboren, ja es war tatsächlich wie ein neues, besseres Leben.

Aber dann kam es dennoch zu einem kurzen Zwischenfall. Langsam näherte sich uns von hinten ein Fahrzeug. Ich hörte wie es langsamer wurde und schließlich direkt neben uns hielt. Aus den Fenstern glotzten uns vier Jugendliche an. Sie fixierten mich mit ihrem Blick, bis sie dann plötzlich lauthals los lachten. Ich fand diese Situation sehr unangenehm, aber ich war stark und reagierte nicht auf sie. Ich ignorierte sie einfach. Und dann gingen wir weiter. Diese Situation konnte mich überhaupt nicht herunter ziehen, denn das enorm positive Gefühl, das erste mal als Frau, als ich selbst, als Anna, draußen zu sein, überschattete alles. Es war so viel stärker wie jeglicher Spott, wodurch es mir sehr leicht fiel einfach drüber zu stehen.
Nach diesem Zwischenfall gingen wir dann wieder gemütlich, ohne weitere Vorfälle nach Hause. Wir redeten noch mal über diese Situation. Meine Frau sagte mir nochmals das sie zu mir stehe und keinerlei Probleme damit hätte, auch zukünftig mit mir als Frau, vor die Tür zu gehen. Und dies meinte sie auch ernst. Von diesem Tag an ging ich privat nie mehr als Mann gekleidet, vor der Haustür.
Den Spott und das Gelächter erlebte ich noch einige andere male. Doch mit der Zeit wurde es immer weniger. Die Haare wurden länger, mein äußeres und mein gesamtes Verhalten wurde mit der Zeit femininer, was es mir einfacher machte, in der Öffentlichkeit nicht mehr aufzufallen. Welche Schritte ich genau unternommen habe um äußerlich femininer auszusehen, erfahrt ihr in einem späteren Beitrag.
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